Das Lieblingsessen der meisten Schüler in der DDR-Schule waren Nudeln mit Tomatensoße. Wie riesig war meine Enttäuschung, als es das nach der Wende nirgends mehr gab... Im Restaurant bestellte ich erwartungsvoll "Spaghetti Napoli" um dann für meine Begriffe zu harte Nudeln und einen fremdartig schmeckenden Soßenmatsch zu bekommen.
Ewig habe ich nach dem Originalrezept gesucht und es endlich gefunden. Leider schmeckt es nicht 100%-ig nach DDR, weil die Fleischwurst einfach anders ist - zumindest die, die ich probiert habe. Die Soße stimmt aber, dieses Erlebnis des Kostens im richtigen Moment war einfach herrlich!
Man braucht dazu:
1 Packung passierte Tomaten, notfalls gehen auch Pomodori, die man durch ein Sieb drückt.
1/4 Fleischwurst (möglichst mild), in kleine Würfel geschnitten
1 große oder 2 kleine Zwiebeln, geschält und in Würfel geschnitten
etwas Mehl für die Mehlschwitze
etwas Butter für die Mehlschwitze
1 Esslöffel Öl
1/4 Liter Wasser
etwas Ketchup
Salz und Pfeffer
Zuerst schwitzt man die Zwiebel mit den Fleischwurstwürfeln in dem Öl bei mittlerer Hitze in einem Topf an, bis die Zwiebeln schön glasig sind. Sie sollen aber nicht braun werden! Die Zwiebeln und Wurstwürfel stellt man erstmal in einer Schüssel beiseite.
In einem anderen Topf lässt man etwas Butter zergehen, bis sich kleine Bläschen bilden. Dann nimmt man den Topf vom Herd und gibt ein Wenig Mehl dazu, welches man mit einem Schneebesen in die Butter einrührt. Bis eine cremige Konsistenz erreicht ist, gibt man immer wieder ein Wenig Mehl dazu und verrührt es (wenn man alles Mehl auf einmal hineingibt, entstehen Klumpen). Ist die Mehlschwitze fertig, kommt der Topf wieder auf den Herd, bis sich wiederum kleine Bläschen bilden.
Nun gibt man vorsichtig und unter Rühren die passierten Tomaten sowie das Wasser hinzu und lässt das Ganze aufkochen.
Dann dürfen die Fleischwürfel und die Zwiebeln in die Soße.
Zum Schluss verfeinert man den Geschmack mit Ketchup (vorsichtig und in kleinen Portionen einrühren, sonst wird der Geschmack schnell zu stark) und würzt nach Bedarf mit Salz und Pfeffer nach. Sollte der Ketchup doch zu stark herausschmecken, gibt man noch etwas Wasser dazu und lässt die Soße nochmals aufkochen.
Die Soße kann ruhig etwas dünner sein... Ich habe beim ersten Nachkochen 3 Teelöffel Butter genommen und die Mehlschwitze ziemlich fest cremig gemacht - das war zu doll, die Soße war zu dick.
Wenn man dazu Nudeln isst, hat man das Gericht aus der Schule, aber aufpassen: Die Nudeln waren immer weich, niemals al dente! Auch haben Oregano, Basilikum und sonstige Kräuter in der Soße nichts zu suchen, sonst ist sie nicht mehr original.
Viel Spaß beim Nachkochen!
Edit am 04.08.2016:
Nach vielen Versuchen, Kommentaren und weiteren Recherchen bin ich jetzt dabei angekommen, etwas Ketchup mit Gemüsebrühe zu vermischen (strecken) und damit die Mehlschwitze aufzufüllen. Den richtigen Geschmack, Farbe und Konsistenz erreiche ich dann durch Zugabe von Tomatenmark sowie evtl. noch etwas Ketchup. In der Hausküche wird nie immer alles gleich... ;-)
Als Wurst nehme ich nun doch wieder Fleischwurst, allerdings muss es eine aus Schweinefleisch sein! Bei den ersten Versuchen hatte ich Geflügelwurst, das schmeckte komisch. Von der Jagdwurst bin ich wieder abgekommen, weil heutige Jagdwurst einfach ganz anders schmeckt als früher. Da ist die Fleischwurst schon ähnlicher!
Ich wünsche euch noch viel Spaß beim weiteren Probieren! Und ich freue mich nach wie vor über eure Kommentare, wie es geworden ist!